Rückblick Deutsche Meisterschaften in Oberhof

Wiedersehen macht Freu(n)de

Vier Wochen vor den Weltmeisterschaften  setzen die Rennrodler aus Berchtesgaden in Oberhof auf der WM-Bahn ein Achtungszeichen. Für die Lokalmatadoren bleiben bei den Deutschen Meisterschaften „nur“ die zweiten Plätze.

Wiedersehen macht Freu(n)de: Nach dem zweiten und entscheidenden Lauf sitzen der neue Deutsche Meister Felix Loch und der lange Zeit verletzte Max Langenhan in der Umkleide im Wiegehaus am Auslauf der Rodelbahn in Oberhof. Beide fachsimpeln über die Starts ihrer Läufe. Trotz eines nicht perfekten zweiten Durchgangs und dem damit verbundenen Abrutschen auf Rang zwei ist der für den BRC Friedrichroda startende Langenhan zufrieden:  „Ich bin froh, dass ich nach meiner Armverletzung wieder rodeln kann. Am Start spüre ich die Einschränkungen noch, bin aber sicher, dass ich bis zur Weltmeisterschaft  noch mehr Routine entwickeln kann“.

Diese Routine und Erfahrung hat Felix Loch längst. Er nutzte die Deutschen Meisterschaften am Vor-Silverstag vor allem,  um in Richtung Material neue Erkenntnisse zu sammeln. Über den ersten gemeinsamen Wettkampf mit seinem Freund Max Langenhan in diesem Winter freut er sich sichtlich: „Ich bin extrem happy, dass er wieder dabei ist. Nicht nur im Rennen, sondern vor allem im Training ist der Vergleich mit Max sehr wichtig. Wir wollen beide bei der WM um Podestplätze mitfahren, der gewinnende Wettstreit wird uns dabei helfen“, so Loch. Für die Weltcup-WG der vergangenen Jahre – Loch und Langenhan teilen sich oft ein Zimmer –   wird der Kampf  um die WM-Krone in Oberhof aber keine Rolle spielen. „Wir sind gute Freunde, aber wenn die Ampel auf grün geht fährt jeder sein eigenes Rennen und der Rest ist dann Bockwurst“, stellt Langenhan mit einem Grinsen im Gesicht klar und ergänzt: „Wenn ich Zweiter werde und Felix gewinnt, ist mir das lieber als wenn jemand anders vor mir ist.“

Bei den Rennen um die nationale Rodelkrone spiegelt sich dies auf der Ergebnisliste wider. Der für Zwickau startende Timon Grancagnolo wurde Dritter vor dem Sonneberger Moritz Bollmann und dem für das Rodelteam Suhl aktiven Sebastian Bley. David Nößler aus Schmalkalden fuhr zwar nur Platz sechs ein, löste aber aufgrund seiner bisherigen guten Saisonleistung das Ticket für die Heim-WM Ende Januar.

Die Suhlerin Merle Fräbel fiel zur Deutschen Meisterschaft krankheitsbedingt aus,  zählt  jedoch als Saison-Aufsteigerin ebenso zum  WM-Kader. Diesem gehören bei den Damen auch die neue Deutsche Meisterin Anna Berreiter aus Berchtesgaden an sowie Julia Taubitz (Oberwiesenthal/Oberhof), die am Freitag  Zweite wurde. Die für Ilmenau startende Dajana Eitberger ging gesundheitlich angeschlagen an den Start und wurde nur Fünfte, ist aber im deutschen WM-Team ebenso gesetzt.

Im Doppelsitzer der Herren kam es zum erwarteten  Schlagabtausch zwischen dem Thüringen-Express Toni Eggert/Sascha Benecken (Ilsenburg/Suhl) und den bayrischen Olympiasiegern Tobias Wendl und Tobias Arlt. Diesen entschieden die Berchtesgadner deutlich für sich. Das zweite Thüringer Doppel Hannes Orlamünder und Paul Gubitz (Zella-Mehlis) sicherte sich Platz drei bei der Deutschen Meisterschaft und überzeugten damit auch  Bundestrainer Norbert Loch. Mit dem daraus resultierenden dritten Startplatz bei der WM feiern die Zella-Mehliser damit den größten Erfolg ihrer noch jungen Karriere. Der Titel  im Damendoppel ging an Jessica Degenhardt und Cheyenne Rosenthal. 

Neben den sportlichen Resultaten präsentierte sich der modernisierte Oberhofer Eiskanal bereits jetzt nahezu WM-reif. Mit mehr als 1000 Zuschauern bei diesem Vorbereitungswettkampf zeigte sich OK-Chef Uwe Theisinger zufrieden: „Wir werden bis Ende Januar noch richtig Gas geben und Abläufe weiter optimierten. Wir werden zu den Weltmeisterschaften ein Rodelfest veranstalten“, verspricht der Verantwortliche vom Thüringer Schlitten- und Bobsportverband.

 

Text: Sebastian Lenk